NICOLE SHEPHARD - MAY 25, 2020

Mal im Ernst, was bringt Unconscious Bias Training eigentlich?

Effektives Unconscious Bias Training geht weit über die individuelle Ebene hinaus
Die meisten Unternehmen verstehen inzwischen, wie wichtig Vielfalt und eine offene, wertschätzende Unternehmenskultur für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sind. Unconscious Bias Training scheint dabei seit einigen Jahren in aller Munde zu sein. Doch wo setzt Unconscious Bias Training an, was können wir dadurch erreichen, und wo stößt es an seine Grenzen? Und worauf ist bei einem erfolgreichen und nachhaltigen Training zu achten?

Was ist Unconscious Bias?

Die große Mehrheit unserer Denkprozesse findet unbewusst statt. Das ist auch gut so, denn anders könnten wir bei der Informationsflut, der wir täglich ausgesetzt sind, gar nicht funktionieren. Unconscious Bias entsteht dann, wenn diese unbewussten Denkprozesse falsch laufen und uns zu voreingenommenen Entscheidungen verleiten.

Unconscious Bias sind also unbewusste Wahrnehmungsverzerrungen oder Wahrnehmungsfehler. Sie entstehen durch fehlerhafte Abkürzungen, die unser Gehirn nimmt, um entscheidungs- und handlungsfähig zu sein. Zu Diskriminierung und Ausschlüssen führt Unconscious Bias besonders, wenn das Gehirn beim Abkürzen auf tief verankerte gesellschaftliche Vorurteile zurückgreift. So zum Beispiel Vorurteile, die sich auf Geschlechterrollen oder äußere Merkmalen wie Haut- und Haarfarbe beziehen.

Ausnahmslos alle Menschen haben Bias. Und das äußert sich im alltäglichen Umgang mit anderen Menschen, bei Entscheidungen jeder Art, natürlich auch in der Arbeitswelt. Unternehmensbereiche, bei denen Unconscious Bias besonders schwer wiegt, weil voreingenommene Entscheidungen direkt zu Diskriminierung und Ausschlüssen führen kann, sind zum Beispiel Bewerbungs- und Beförderungsprozesse, aber auch Leadership im Allgemeinen.

Was kann Unconscious Bias Training?

Unconscious Bias Training wird zu Recht als elementarer Baustein erfolgreicher Diversity & Inclusion Strategien verstanden. Denn an einem bewussteren und selbstkritischen Umgang mit den eigenen weißen Flecken führt kein Weg zu einer inklusiven Unternehmenskultur vorbei. Und die wird immer wichtiger – nicht nur um durch Kreativität und Innovation zukunftsfähig zu bleiben, sondern auch weil Kundschaft und potentielle Bewerber*innen immer mehr Wert darauf legen.

Unconscious Bias Training kann Verständnis vermitteln über die verschiedenen Arten von Unconscious Bias, zum Beispiel über Confirmation Bias, Attribution Bias, Affinity Bias, oder den Halo Effekt, und wie diese sich im Alltag und im Unternehmen auswirken.

Als Bestandteil eines breit gefächerten Diversity Management Ansatzes, kann Unconscious Bias Training dabei nachhaltige Lernprozesse anstoßen und zum Hinterfragen und Verlernen von festgefahrenen Vorurteilen und Verhaltensmustern anleiten. Diversity Arbeit und inclusive Leadership hören aber nach einem Unconscious Bias Training nicht etwa auf, sondern legen da erst richtig los.

Was kann Unconscious Bias Training nicht?

Unconscious Bias Training ist kein Allheilmittel gegen Diskriminierung oder ein toxisches Arbeitsklima. Unconscious Bias Training ist auch keine PR Maßnahme. Denn kultureller Wandel bedeutet viel Arbeit und bedarf langfristigen Engagements.

Aus Sicht der Antidiskriminierungsarbeit gerät Unconscious Bias Training auch schnell als Lippenbekenntnis der Wirtschaft unter Kritik. Denn oft mag es mehrheitlich weiß-deutsch besetzten Führungsteams bedeutend leichter fallen, sich mit Unconscious Bias auseinanderzusetzen, als sich schwierigen Fragen zu Sexismus, Rassismus oder anderen Diskriminierungsformen zu stellen.

Schließlich betrifft Unconscious Bias alle gleichermaßen, und passiert zudem automatisch und unbewusst – es scheint also niemand Schuld zu tragen. Umso besser, wenn das Problem gleich behoben werden kann, indem individuelle Mitarbeitende entsprechend trainiert werden. Strukturelle Ungleichheiten werden so individualisiert, und Gesellschaft wie Unternehmen zu schnell aus der Verantwortung entlassen.

Das mag erstmal entmutigend klingen, muss es aber nicht sein. Denn wer sich des Potentials, wie auch der Grenzen von Unconscious Bias Training bewusst ist, kann die Maßnahme als Startschuss zu einer nachhaltigen Diversity & Inclusion Strategie nutzen.

Wie sieht erfolgreiches Unconscious Bias Training aus?

Viele Unconscious Bias Trainings beschränken sich leider darauf, die Wahrnehmung für Bias zu schärfen. Das ist zwar ein absolut notwendiger erster Schritt, reicht aber nicht, um langfristig gegen Unconscious Bias im Alltag oder im Unternehmen vorzugehen.

Im Gegenteil. Verschiedene Studien zeigen nämlich, dass Wissen über Unconscious Bias sogar zu mehr Voreingenommenheit führen kann. Wenn wir uns selbst als objektiv wahrnehmen, zum Beispiel weil wir auf Unconscious Bias sensibilisiert wurden, steigt nämlich die Gefahr, dass wir voreingenommen sind. Wenn wir uns also für relativ “woke” halten, wiegen wir uns in falscher Sicherheit, dass wir unseren Bias im Griff haben. Und dadurch strengen wir uns im Einzelfall weniger an, Bias zu hinterfragen und zu vermeiden.

Das wurde auch auf der institutionellen Ebene, also für Unternehmen nachgewiesen. Unternehmen, die sich als Meritokratie verstehen, also als reine Leistungsgesellschaft wo Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Migrationsgeschichte vermeintlich keine Rolle spielen, zeigen nochmal deutlich mehr Diskriminierung als andere Unternehmen.

Deshalb ist unsere Wahrnehmung für Unconscious Bias zu schärfen zwar ein wichtiger erster Schritt, um Bias entgegenzuwirken. Aber Bias wahrzunehmen ohne aktiv an unserem Verhalten zu arbeiten, bleibt kontraproduktiv. Ein erfolgreiches Unconscious Bias Training bietet deshalb auch Impulse, wie Verhalten nachhaltig verändert werden kann.

Und zu guter Letzt behält ein wirksames Unconscious Bias Training neben den neurowissenschaftlichen Aspekten, also welche unbewussten Fehler unser Gehirn begeht, auch strukturelle Ungleichheiten stets im Blick. Denn diese sind schließlich fester Bestandteil der Erfahrungswelten, auf die unbewusste Denkprozesse zurückgreifen.

Wenn du nun Lust bekommen hast, selber an deinen eigenen weißen Flecken zu arbeiten und so bessere Entscheidungen zu treffen, dann empfehlen wir dir unseren Online-Kurs ‘Unconscious Bias - die Basics’.

Warum ausgerechnet wir?

“We speak the same language with Anne since our first meeting. She is an open, natural, knowledgeable communicator and a flexible business partner. Happy to develop together with her on our globally implemented Unconscious Bias workshops.”

— Sevkan Bolu, Global HR Manager, Vaillant Group
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